HD – Hüftgelenksdysplasie
Eine Fehlentwicklung des Hüftgelenks, vorwiegend bei großen Hunderassen anzutreffen. Die HD ist immer mit Schmerzen verbunden, wodurch der Hund nicht mehr viel laufen will, seine Gangart sich verändert und er auch mal aufschreit bei schmerzhaften Bewegungen. Bei jungen Tieren entstehen die Schmerzen durch Nervenreizungen, weil der Kopf des Oberschenkelknochens nicht genug Halt hat in der Hüftgelenkspfanne und am Pfannenrand reibt. Beim älteren Hund kommt es zu degenerativen Veränderungen, der Arthrose. Eine zuverlässige Diagnosemöglichkeit bietet eine Röntgenuntersuchung, hierbei kann auch der Schweregrad der Erkrankung festgestellt werden. Eine Behandlung erfolgt entweder operativ oder per Schmerztherapie.
Da die HD zum großen Teil auf eine genetische Veranlagung zurück zu führen ist, werden in der Zucht nur Hunde mit den Befunden “frei – A” oder “fast normal – Bl” eingesetzt, selbst “leicht – C” ist hier bereits abzulehnen. Nicht vergessen werden darf jedoch, dass HD auch durch eine falsche Haltung des Hundes provoziert werden kann. Als Beispiel wäre zu nennen eine Überbeanspruchung des Bewegungsapparates in einem Alter, da die Knochen noch nicht ausgereift sind, sei es durch übermäßiges Treppensteigen oder zu frühes neben dem Fahrrad laufen lassen.
ED – Ellbogendysplasie
Eine Entwicklungsstörung des Ellbogengelenks mit chronischem Verlauf, tritt bei schnellwüchsigen Hunden auf in der späten Wachstumsphase, also zwischen dem 5. und 9. Lebensmonat. Erstes Anzeichen dieser schmerzhaften Veränderung des Gelenks ist Steifigkeit nach dem Schlafen, es kommen Störungen des Bewegungsablaufs hinzu, hier Lahmheit der Vorderhand. Die Diagnose erfolgt mittels einer Röntgenuntersuchung. Die ED schreitet lebenslang fort und ist nicht heilbar, lässt sich aber u.a. durch Schmerztherapie verträglich gestalten.
Die ED wird plygenetisch vererbt, aber bislang sind die beteiligten Gene samt ihrer auslösenden Ausprägung nicht bekannt, es gibt daher keinen DNA-Test. Angehende Zuchttiere werden mittels Röntgen befundet und nur bei Gesundheit zur Zucht zugelassen, wobei die Werte 0 und 1 erlaubt sind.
MDR1-Defekt
Ein Defekt des Multidrug-Resistenz Transporters. Dieser Transporter sorgt im Normalfall für eine funktionierende Blut-Gehirn-Schranke und verhindert den Übergang toxischer Substanzen von den Kapillaren ins Hirngewebe. Kommt der MDR1-Defekt bei einem Hund zum Tragen, können schädliche Substanzen ins Hirn eindringen und zu neurotoxischen Symptomen bis hin zum Koma führen. Dies betrifft eine Reihe von Arzneimitteln, die über die Blutbahm im Körper verteilt werden. Besonders zu erwähnen ist jedoch der Wirkstoff Ivermectin, ein Antiparasitikum. Bei gesunden Tieren ist dies ein sicheres Mittel gegen Parasiten, bei Hunden mit MDR1-Defekt kann die Anwendung fatale Folgen zeitigen. Nachgewiesen wurde der Defekt bislang bei einer Reihe großer Rassen aus der Gruppe der Hütehunde.
Ursache für den Defekt ist ein verstümmeltes MDR1-Gen, wobei der Erbgang autosomal-rezessiv ist. Somit ist ein Hund nur dann von dem Defekt betroffen, wenn auf beiden Allelen des Chromosomenpaares die Mutation vorliegt. Mutationsfreie Hunde haben den Befund +/+. Ein Hund mit +/- ist zwar selbst nicht betroffen, aber Träger und vererbt die Mutation statistisch an die Hälfte seiner Nachkommen. Eine Verpaarung kommt daher nur mit einem homozygot freien Partner in Frage. Ein Befund von -/- hat in der Zucht nichts verloren.
DM – Degenerative Myelopathie
Eine neurologische Erkrankung, die mit der Zerstörung des Rückenmarks (myelos = Rückenmark) einhergeht. Die Erkrankung manifestiert sich meist erst ab dem 5. Lebensjahr, erste Symptome sind unkoordinierte Bewegungen der Hinterhand, gestörte Eigenwahrnehmung und gestörte Reflexe. Bei Fortschreiten der Krankheit kann es bis zur vollständigen Paralyse kommen. Leichte Linderung kann eine Physiotherapie bringen, die dem einhergehenden Muskelschwund entgegen wirkt, eine Heilung ist letztendlich jedoch nicht möglich. Zwar ist die DM schmerzlos, aber natürlich dennoch eine Qual für das Tier und es bleibt in letzter Konsequenz nur die Erlösung. Von der DM sind einige große Hunderassen betroffen, besonders häufig aber der Deutsche Schäferhund, der ja eindeutig als Vorfahre des Weißen Schweizer Schäferhunds zu betrachten ist. In früheren Zeiten war die Diagnose sehr umständlich, man eliminierte mühsam im Ausschlussverfahren andere meist akute Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik. Heute reicht ein simpler Bluttest aus.
Verantwortlich für die Erkrankung ist ein Defekt des SOD1-Gens. Der Erbgang ist autosomal-rezessiv, d.h. die Mutation muss auf beiden Allelen vorliegen, damit die Krankheit zum Ausbruch kommt. Mittels eines DNA-Tests wird jeder Zuchthund auf diesen Gendefekt hin untersucht. Ein Befund N/N bedeutet, dass das Gen auf beiden Allelen nicht mutiert ist, sondern dem Normalzustand entspricht, somit der Hund nicht an DM erkranken wird und auch seine Nachkommen davon verschont bleiben. Heterozygot veranlagte Tiere mit Befund N/DM sind zwar genotypisch Träger der Mutation, aber phänotypisch nicht betroffen. Mit einer 50%igen Wahrscheinlichkeit wird der Defekt an seine Nachkommen übertragen. Gelangt ein solcher Hund in die Zucht, dann nur mit der streng kontrollierten Auflage, dass er nur mit N/N-Hunden verpaart werden darf. Tiere mit dem Befund DMDM/ geben den Defekt an 100% ihrer Nachkommen weiter!
MH – Maligne Hyperthermie
Eine erblich bedingte Stoffwechselstörung der Skelettmuskulatur. Zum Tragen kommt dieser Defekt bei der Verabreichung verschiedener Narkosemittel. Werden diese massiven Entgleisungen des Stoffwechsels nicht schnell genug erkannt und behandelt, kann dies tödliche Folgen haben. Im normalen Leben ist ein betroffenes Tier völlig symptomfrei und notwendige Narkosen lassen sich mit Medikamenten durchführen, die frei sind von den auslösenden Triggersubstanzen. Dazu muss man natürlich wissen, ob das Tier betroffen ist, was sich durch einen DNA-Test feststellen lässt.
Die verursachende Mutation liegt im Ryanodinrezeptor-Gen, der Erbgang für den Defekt ist leider autosomal-dominant. Das bedeutet, dass die Störung bereits zum Tragen kommt, wenn nur ein einziges Allel der beiden identischen Chromosome die Mutation trägt. Zum Zuchteinsatz gelangen nur Tiere mit dem Befund N/N, d.h. auf beiden Chromosomen (Allelen) befindet sich die Normalkopie des Gens. Heterozygote (mischerbige) Tiere haben den Befund N/MH. Sie sind nicht nur selbst von der Störung betroffen, sondern vererben diesen Defekt selbst bei einer Verpaarung mit einem gesunden Tier statistisch an 50% ihrer Nachkommen. Homozygot veranlagte Hunde mit MH/MH geben den Defekt an ausschließlich alle ihrer Nachkommen weiter. In der seriösen und verantwortungsvollen Hundezucht kommen daher nur Zuchttiere mit dem Befund N/N zum Einsatz.
Schaltwirbel
Als Schaltwirbel oder lumbosakraler Übergangswirbel bezeichnet man einen missgebildeten Wirbel am Übergang zwischen Lendenwirbelsäule und Kreuzbein. Hier befinden sich die Abgänge der Nervenbündel aus der Wirbelsäule in das Becken, über sie werden wichtige Funktionen des Hinterhandbereiches gesteuert. Mit der Missbildung des Wirbels geht meist eine größere Beweglichkeit dieses Abschnitts einher, was zu höherer Belastung des Bereichs führt. Dadurch kann es zu Klemmungen oder Entzündungen des Nervengewebes kommen, was zu Schmerzen und Problemen im Bewegungsablauf führt. Diese Symptomatik, die allerdings auch andere Ursachen haben kann, wird als Cauda-Equina-Syndrom bezeichnet, volkstümlich auch gerne Hexenschuss genannt.
Diese in manchen Quellen beschriebenen Auswirkungen des Schaltwirbels konnten bisher nicht wissenschaftlich belegt werden, denn nach einer vorläufigen Studie wiesen sowohl Hunde mit einem einwandfreien Wirbel Symptome des Cauda-Equina-Syndroms auf, und ebenso viele Hunde mit vermutlicher Missbildung des Wirbels zeigten keinerlei Beeinträchtigungen. Man ist nach inzwischen über 15 Jahren noch immer im Stadium der Datensammlung für eine aussagekräftige Datenbasis. So hat die Kennzahl bei der Auswertung im Gegensatz zu HD und ED auch nichts mit einem „Schweregrad“ zu tun, sondern es ist eine Typisierung vor allem in Hinblick auf Symmetrie.
Folgerichtig hat diese Befundung zwecks Datenerhebung außerhalb zu leichter Hysterie neigender Kreise keinen Einfluss auf Zuchttauglichkeit und Zuchtrichtlinien.
Herzultraschall
Hierbei handelt es sich natürlich nicht um eine Krankheit, sondern um eine Untersuchung mit Vorsorgecharakter auf freiwilliger Basis. Diese ist für die Zuchtzulassung einer Hündin nicht zwingend vorgeschrieben, aber empfehlenswert. Die meisten seriösen Züchter lassen daher vor dem ersten Einsatz als Zuchttier das Herz der Hündin per Ultraschall überprüfen. So sollen mögliche Fehlbildungen ausgeschlossen werden, damit gewährleistet ist, dass das Herz des angehenden Muttertiers auch stark genug ist für die Strapazen von Trächtigkeit, Geburt und Aufzucht der Welpen. Jedoch gibt es auch Hunde, bei denen eine solche Untersuchung ohne echte Not tatsächlich überflüssigen Stress bedeutet und man sich als Züchter dann irgendwann auch auf seine Erfahrung verlässt.
Mein persönliches Fazit:
Bei autosomal-rezessiv vererbten Gendefekten sollten keine Hunde in die Zucht gelangen, die genotypisch homozygot und damit auch phänotypisch betroffen sind. Zwar sind die Nachkommen bei einer Verpaarung mit einem homozygot mutationsfreien Befund nicht selbst betroffen, aber sie sind allesamt Träger des Defekts. Ziel der seriösen Hundezucht ist u.a. die Verbesserung der Rasse, und damit auch die Ausmerzung von Erbkrankheiten. Dies kann nicht erreicht werden, wenn offenkundig kranke Tiere in der Zucht eingesetzt werden. Zum Glück kommt dies nur in verschwindend geringen Fällen vor, aber ein einziger ist mir persönlich schon einer zu viel.
Auf einer Seite im Internet lässt sich leicht behaupten, dass gesundheitlich mit dem Tier alles in bester Ordnung, aber das Internet ist noch viel “geduldiger” als man es früher dem Papier nachsagte.
Daher mein Apell an Sie als geneigten Leser und vielleicht Welpeninteressent: Statten Sie der Zuchtstätte Ihrer Wahl vor Ihrer Kaufentscheidung einen Besuch ab, lassen Sie sich das Zwingerbuch vorlegen und ganz besonders: Lassen Sie sich alle Befunde, medizinischen Atteste und Laborberichte zu den rassetypischen Erkrankungen vorlegen !!! Ein ehrlicher Züchter hat in dieser Hinsicht nichts zu verbergen und wird Ihrer Bitte sogar mit Freude nachkommen. Denn so demonstrieren Sie Ihr ernsthaftes Interesse und qualifizieren sich durch fundierte Vorkenntnisse über das übliche Maß hinaus als durchaus geeigneter Kandidat für einen Welpen. Seien Sie auf der Hut, wenn Ihre Bitte auf Zögerlichkeit trifft, dies kann auch einer gewissen Überraschung geschuldet sein. Aber sollte Ihnen die Einsicht der Unterlagen gar verwehrt werden, dann Finger weg !!!
Es mag sein, dass dies thematisch nicht ganz der richtige Ort für diesen Aufruf ist, aber es war mir ein persönliches Bedürfnis, dies alles im Zusammenhang mit der Gesundheit unserer geliebten Fellnasen noch einmal zu betonen.